Neuroendokrine Tumore
Neuroendokrine Neoplasien
Jeder Mensch besitzt neuroendokrine Zellen. Diese sind über den ganzen Körper verteilt und besonders häufig im Verdauungstrakt, der Bauchspeicheldrüse und den Lungen zu finden. Sie bilden eine Schnittstelle zwischen Nervensystem (Neuro-) und Hormonsystem (-Endokrin). Sie kontrollieren das Zusammenspiel von Nerven -und Hormonsystem. Typische Beispiele sind die Blutzuckerregulation, die Regulation der Verdauung, des Blutdrucks oder des Gasaustausches in der Lunge. Darüber hinaus kommen sie auch in größerer Anzahl in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), der Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Nebenniere vor.
Manchmal geschieht es, dass im Rahmen des Zellwachstums ein genetisch bedingter Fehler auftritt, der die Wachstumskontrolle außer Kraft setzt, Signale anderer Zellen ignoriert und damit einen Prozess in Gang setzt, der zunächst zum Tumorwachstum und später auch zur Absiedlung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) führt. Damit entsteht eine „neuroendokrine Neoplasie“. Man schätzt, dass jedes Jahr etwa 5 von 100.000 Menschen daran erkranken.
Bei etwa einem Drittel der Erkrankten behält die neuroendokrine Neoplasie die Fähigkeit zur Hormonproduktion und verursacht so ein „Hormonexzess-Syndrom“ (z.B. Karzinoidsyndrom, Insulinom, Gastrinom). Diese Tumoren lassen sich anhand charakteristischer Beschwerden in Verbindung mit erhöhten Hormonwerten nachweisen.
Wird eine neuroendokrine Neoplasie diagnostiziert, ist das Zusammenwirken verschiedener medizinischer Fachdisziplinen zur optimalen Diagnose und Therapie notwendig. Diese treffen sich regelmäßig im Rahmen der sog. Tumorkonferenz, um die Befunde der Patienten zu besprechen und die bestmögliche Therapieempfehlung zu geben. Zu Beginn wird immer die Lokalisation des Tumors festgestellt, das Vorhandensein und ggf. das Ausmaß einer Metastasierung und die Histologie, d.h. das Erscheinungsbild des Tumors unter dem Mikroskop. Aus diesen Angaben lassen sich dann Therapieverfahren ableiten.
Nachdem neuroendokrine Neoplasien so selten sind, gibt es einen großen Bedarf an statistischen Verlaufsdaten, die den Erfolg bestimmter Therapieverfahren unter bekannten Rahmenbedingungen messen. So kann beispielsweise eine vorangehende Therapie mit einer bestimmten Substanz das Therapieansprechen oder die Therapiedauer einer späteren Medikation verändern. Auch kann es Merkmale des Tumors oder Begleiterkrankungen des Patienten geben, die den Therapieerfolg beeinflussen. Daher werden an unserem Zentrum viele klinische Studien durchgeführt, mit denen wir solche Interaktionen messen, um zukünftig zu noch besseren Therapiealgorithmen zu kommen.